Seit geraumer Zeit ist ein sonderbares und stark anwachsendes Phänomen zu beobachten, dem der japanische Psychologe Tamaki Saito den Namen „Hikikomori“ gab. Es bezeichnet Menschen, die sich vor dem Leben verstecken, sich zurückziehen in ein Zimmer und über Monate, sogar Jahre, das Haus nicht mehr verlassen und stattdessen in digitale Parallelwelten abtauchen. Menschliche Begegnungen und Berührungen finden nicht mehr statt. Im Gegenteil: Sie sind mit Angst besetzt. Hikikomori bezeichnet ein Krankheitsbild, aber die Welt, die uns umgibt, macht uns alle zunehmend zu Hikikomoris. Die Isolation wächst. Sie wird als Unabhängigkeit gefeiert. Wir sitzen in Räumen, die optimal auf uns zugeschnitten sind, wie bereits auch unser Blick auf die Wirklichkeit durch Google und Facebook optimal zugeschnitten ist. Unsere Wahrnehmung wird auf unsere individuellen Wünsche reduziert, Nachrichten passen sich unseren Bedürfnissen an. Der Ausschluss des Unerwarteten, Überraschenden, Wildwuchernden gelingt immer besser. Eine Verkümmerung.