tipping points lead to irreversible shifts

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Gefühle von Unsicherheit, Ohnmacht, Angst und Wut nehmen durch globale Krisen immer weiter zu. Patriarchal geprägte Machtmechanismen treten als vorherrschende Struktur hervor und werden unmittelbar spürbar. Dies ruft gesellschaftliche und individuelle Bewegung hervor – sei es (politische) Mobilisierung oder Positionierung, Stillstand oder Rückzug.

 

tipping points ist eine interdisziplinäre Forschung zu choreografischen Mechanismen der Unaufhaltsamkeit. Wann kippt die Stimmung, wann kippt ein System? Was bringt die Sache ins Rollen? Was ist der Auslöser? Was wird (unaufhaltsam) ausgelöst?

 

Der Begriff des Tipping-Points (dt. Kipp-Punkt) stammt aus der Psychologie und Soziologie, wo er einen kritischen Punkt in einer Situation, einem Prozess oder einem System beschreibt, über den hinaus eine signifikante und oft unaufhaltsame Wirkung oder Veränderung stattfindet. 

 

In dem 6 monatigen Rechercheprozess tipping points habe ich mich auf unterschiedlichen choreografischen Ebenen auf die Suche nach persönlichen und gesellschaftlichen Kipp-Punkten begeben:

1. Kulturhistorische Erzählungen über weibliche* Macht in einem patriarchalen Gesellschaftssystem:

 

Welche Beweggründe hatten und haben Frauen*, den für sie vorgesehenen Platz in einer patriarchalen Gesellschaft zu verlassen? Welche Erzählungen gibt es über sie? Welche Machtdynamik wird sichtbar? Welche irreversiblen (Wahrnehmungs-)Veränderungen gehen mit der Position einer Feminist Killjoy einher? 

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2. Gärtnern als körperliche Praxis zur Simulation/Erhaltung eines Ökosystems

 

Was erzählen uns angelegte Gärten über unser Verhältnis zur Natur? Kann ein Ökosystem künstlich aufrechterhalten werden? Was bringt ein Ökosystem ins Kippen? Welche Macht üben wir über Pflanzen aus? Welche Narrative entstehen durch Kultivieren und Domestizieren über patriarchale Muster?

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3. Kippende Objekte und Körper in ihrer physikalischen Bewegungsmechanik

 

Wie weit kann sich ein Körper/Objekt der Schwerkraft widersetzen? Welche Einflüsse führen dazu, dass sich der (ursprüngliche) Zustand eines Körpers/Objekts nachhaltig verändert? Welche Impulse führen dazu, dass sich die Form verändert? Welche choreografische und performative Wirksamkeit entsteht, wenn irreversible Vorgänge angestoßen werden? 

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In tipping points wurden Objekt- und Materialrecherche mit Bewegungsrecherche verbunden. Es entstanden künstlerisch praktische Versuchsaufbauten im Studio sowie im öffentlichen und privaten Garten. Es wurden außerdem Gespräche und Interviews mit Expert:innen geführt. Hieraus ist das Konzept für eine interdisziplinäre Performance entstanden und ich freue mich darauf, in Kooperation mit einem tollen künstlerischen Team von der Recherche in die Produktion überzugehen. Die Premiere wird voraussichtlich im Juni 2024 sein.

Vielen Dank an …

 

… Alba Scharnhorst, Thimo Kortmann, Janna Berger, Kai Wenas, Rixa Knaack-Meyer zur Capellen, Tabea Below und Heike Bröckerhoff für die Kollaboration und den inspirierenden Austausch.

 

… TANZKOOP, Theater Fadenschein, Tanzbüro Berlin und Uferstudios Berlin für die Bewegungs- und Arbeitsräume in Braunschweig und Berlin, sowie an Familie für deren Garten(geräte).

… Roberta Mock (Professor of Performance, Dekanin der School of Performing and Digital Arts at Royal Holloway University of London), Doreen Mölders (prähistorische Archäologin, Leiterin des LWL-Museums für Archäologie), Katja Kolmetz (Gründerin WaveMakers, Leadership Programme) und Corinna Zyche (Garten- und Landschaftsbauerin NaturEffekt Zyche) für die Interviewgespräche. 

 

Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland.