FORCE (dt.: Kraft, Macht, Gewalt, Wucht, Stärke, Zwang)

Wer hat historisch Konzepte von Kraft geprägt und beeinflusst? Inwieweit können diese aus einer weiblichen* Perspektive durch weibliche* Körper weiter geprägt werden?

 

FORCE ist ein Forschungsprojekt zur Entstehung historischer Kraftbegriffe und dem Einfluss von formgebenden und bewegenden Kräften auf den Tänzer:innen-Körper.

 

Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste mit Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.

#takeheart

Im Rahmen der theoretischen Recherche wurde ein Verständnis für die ethymologische Entstehung des Begriffs entwickelt, welcher sich aus aus dem mittelhochdeutschen Wort „kraft = Kraft, Heeresmacht, Mannheit, Vermögen, Ansehen“ herleiten lässt. Auch wenn die Herkunft nicht exakt geklärt ist, sind die Begriffe „Kraft“ und „Krieg“ auf denselben Ursprung zurückzuführen. Die Tendenz geht einher mit den den Übersetzungsmöglichkeiten des englischen Wortes „Force“ mit „Kraft, Macht, Gewalt, Wucht, Stärke, Antrieb, Zwang, Einfluss, Wirkung, Truppe (milit.)“. Spätestens zu diesem Zeitpunk der Recherche – fatalerweise zeitgleich mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine – trat der militärische und gewaltvolle Aspekt des Begriffs Kraft/Force hervor. Ein weiterer Wortursprung lässt sich gleichzeitig auch auf das Altnordische Wort „kraptr, kroptr“ zurückführen und bedeutet „sich zusammenziehen, winden“ – hierbei ist v.a. die Zusammenziehung von Muskeln“ gemeint.

 

Der Zusammenhang von Kraft als etwas Intervenierendes und Bewegung als etwas Dynamisches wird hier sehr deutlich und bringt erste Ideen für choreografische Aufbauten mit sich, die unterschiedliche Krafteinwirkungen auf den Tänzer:innen-Körper untersuchen. Dabei wurde sowohl mit zwei menschlichen Körpern, als auch – aufgrund der seither auch medial so präsenten militärischen Komponente – mit dem Material Metall in Form von Eisenspänen. Zwei Menschen rennen aufeinander zu, prallen aneinander ab, springen aneinander hoch, tragen sich, werfen sich um, ziehen sich zu Boden. Sie finden ein dynamisches Gleichgewicht im gemeinsamen Schwerpunkt. Jede kleinste Bewegung führt zum Ausbruch aus dem Gleichgewicht, verändert die Dynamik und die Reaktion des jeweiligen Körpers auf den anderen. In einem weiteren Versuchsaufbau wurde mit dem Material Metall in Form von Eisenspänen gearbeitet, die auf ein Magnetfeld prasseln. Die einzelnen Partikel konfigurieren sich choreografisch in Abhängigkeit zueinander sowie zum sie umgebenden Kraftfeld. Sie verdichten sich zu Splittern, Stacheln und imitieren auf Miniaturebene das Bild einer Explosion. Sie werden zu Pulver und Staub, sobald sich das Kraftfeld verschiebt.